Jetzt haben wir 15 Jahre daran gearbeitet. In einem
Moment erstarrt unser Tun und wird unveränderbar auf einen Punkt
gebracht. Wirklich, der Drucker schaut mit einer Lupe den Punkten nach.
Eine Unterschrift auf dem Druckbogen und dann geht's ab. NO WAY BACK.
Dieses Gefühl hat man nicht oft im Leben so dicht. Weiters ist es auch
wie ein kleiner Abschied... Ich gehe zur Farbabstimmung. Die Leute arbeiten rund um die Uhr. Im Drucksaal sind alle eigentlich gut gelaunt. Es ist draußen noch dunkel, aber das macht nichts, denn auch am Tag sieht man nicht raus. Die kommende Jahreszeit bemerkt man an den herumliegenden Drucksorten. Dort fällt glitzernd der Schnee aus der Falzmaschine und Lebkuchen liegt flach gedruckt und geruchlos auf Papierstapeln. Ein Lichtblick in die Welt tut sich auf, wenn man an den Prüftisch der Heidelberg XL geht und meine bunten Seiten sieht. Ich schick Euch ein Paar Fotos mit. Einige Tage in der Druckerei sind es nun, da glaubt man, es stehen einem die Knie unters Kinn. Scheint aber nicht so zu sein, siehe Foto. Oft langweilig, die Warterei, deshalb bin ich etwas "Schi" gefahren (siehe Foto), habe die Nackige am Waschbecken besucht, mit den grimmigen Gehilfsgehilfen, den Herrn Fetzen und dem Handschuh blöd drein geschaut, die Heidelberg XL bewundert, die Druckplatten gerettet, die Makulaturen sortiert, und 1400 mal versucht, meinen Namen liebevoll, gelassen, schwungvoll und doch nicht zu groß, oft manieriert entglitten wieder eingefangen und richtig platziert, auf jede einzelne gelbe Seite visavis der Bibliografie den ganzen 60 cm hohen Stapel hinunter, jede Signatur einzeln und glücklich zu zeichnen. An Euch hab ich oft gedacht, an die heute wohl noch schlafenden 2 Direktoren, die sicherlich mit mir aufgeregten S & S in Wien, an die Buchbesucher und die fehlenden Sponsoren, an das Defizit und die Farbenpracht, den eventuellen Verkaufserlös und an den Platzmangel in der Garage, wo nicht alle die schönen Makulaturen Platz finden können, um für die nächsten 134 Jahre den Geschenkspapiervorrat damit zu stellen. Ich habe gedacht an die vielen Blechplatten, welche ungenützt verschwinden und hunderte Hasenställe eindecken könnten, ganze Wandgestaltungen, Tiefgaragenverrohrungen, welche man damit elegant mit einem metallischen Überzug verwandeln könnte, an die Volksschullehrerin, die immer bei mir nach dünnem Blech und Zeichenblättern fragt, ich denke an ein phantasievolles Buch mit nur Makulaturen drin, es tun mir die Abfälle leid und ich denke nach, ob 1200 Bücher wohl genug sind? So, jetzt hab ich Euch an meinem Eindrücken teilhaben lassen. Patricia Karg, im November 2011 (zurück!) |
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